Zwischen Unsicherheit und Verantwortung: Wie wir eine starke Entscheidungskultur schaffen
- Andrea Pfäffli
- 5. Dez. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Dez. 2024
Ich tue mich oft schwer mit dem Entscheiden. Nicht nur bei grossen, lebensverändernden Beschlüssen. Es fängt schon im Kleinen an: lokal oder bio, teilnehmen oder absagen, x oder y priorisieren. Sowohl in meiner Rolle als Führungsperson als auch als externe Beraterin realisierte ich, dass es vielen so geht: Einzelpersonen genauso wie Teams und Organisationen. Nicht selten führen Unsicherheit, die Angst vor Fehlern oder das Gefühl von Überforderung dazu, dass Entscheidungen aufgeschoben oder an andere delegiert werden. Doch das ist in einer zunehmend komplexen und dynamischen Welt keine zielführende Strategie. Organisationen, die flexibel und schnell auf Veränderungen reagieren wollen, brauchen eine klare, transparente und verteilte Entscheidungskultur, die Verantwortung auf alle Ebenen bringt. Die Frage ist nur: Wie schaffen wir das?
Eine klare Entscheidungskultur als Basis Entscheidungen geben Orientierung, schaffen Verbindlichkeit und setzen Ressourcen frei. Ohne klare Strukturen und Prozesse entstehen Unsicherheiten, Konflikte und Blockaden. Eine transparente und einbeziehende Entscheidungsfindung sorgt hingegen für:
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Wertvolle Schritte, die zu einer nachhaltigen Entscheidungskultur führen, sind: 👉 Erstens, die Rollen und Entscheidungsbefugnisse müssen geklärt sein. Wer darf welche Entscheidung treffen? Unklarheit darüber führt dazu, dass Entscheidungen an die Führungsebene weitergetragen werden. Das überlastet die Kapazitäten des ganzen Systems und schwächt Eigenverantwortung.
👉 Zweitens, es ist wichtig, dass Strukturen für den Entscheidungsprozess existieren. Ohne Prozess können Diskussionen ins Endlose führen. Struktur hilft, Unsicherheiten abzubauen und Entscheidungen zügig zu treffen.
👉 Drittens, Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind absolut zentral. Nicht jede Entscheidung wird von allen geliebt. Das ist auch OK so. Aber eine Entscheidung sollte für alle nachvollziehbar sein. Transparenz stärkt das Vertrauen udn minimiert Wiederstände. 👉 Viertens, der Einsatz von Werkzeugen führt zu besseren Entscheidungsfindungen. Manchmal erscheinen Entscheidungen schwierig, weil sie mit unsicheren oder wiedersprüchlichen Informationen behaftet sind. Methodische Ansätze helfen, Klarheit zu gewinnen.
👉 Fünftens, eine gute Entscheidungskultur bedingt eine Haltung der Offenheit. Prozesse sind das eine. Eine Haltung, das andere. Eine Organisation, die flexibel auf ein komplexes Umfeld reagieren will, muss den Mut haben, Verantwortung zu teilen und aus Fehlern zu lernen.
Und hier ein paar hilfreiche Methoden für den Alltag
Double Loop Learning
Auch in Teams und Organisationen schleichen sich Muster aufgrund von Annahmen, Werte und Überzeugungen ein. Diese beeinflussen unsere Entscheidungen im Alltag stark. Bei tiefergehenden Herausforderungen lohnt es sich deshalb, richtig hinzuschauen. 🧠 Hier setzt die Methode des Double-Loop-Learning an: Sie geht über die blosse Problemlösung hinaus und hilft euch als Team, zugrunde liegende Annahmen zu hinterfragen, langfristig zu lernen und die Zusammenarbeit nachhaltiger zu gestalten. Und so funktioniert sie: 🧘♂️ Reflexion (5 Min): Jedes Teammitglied identifiziert zunächst individuell eine Herausforderung, die es wahrnimmt, und notiert, wie es diese aktuell interpretiert. Dabei geht es um die Frage: „Wie reagiere ich darauf und warum?“ 🗣️ Austausch (5–10 Min): Teilt eure Beobachtungen miteinander. Diskutiert, welche Annahmen oder Überzeugungen euer Verhalten in der Situation prägen könnten. Hört aktiv zu und stellt Verständnisfragen, um die Perspektiven der anderen wirklich zu verstehen. ✍️ Gedanken festhalten (5 Min): Jedes Teammitglied notiert für sich, welche Denkmuster oder Werte es hinter dem Problem erkennt. Überlegt dabei, welche dieser Überzeugungen möglicherweise hinterfragt oder verändert werden sollten, um nachhaltige Lösungen zu ermöglichen. 🤝 Diskussion (5–10 Min): Besprecht gemeinsam, ob und wie diese zugrunde liegenden Annahmen zu einer wiederholten Problemdynamik führen und eure Entscheidungen massgeblich beeinflussen. Überlegt, welche neuen Denkweisen oder Verhaltensmuster stattdessen hilfreich wären. 🎯 Teamziele setzen (5 Min): Legt konkrete Massnahmen fest, um die neuen Erkenntnisse umzusetzen. Diese können sowohl Verhaltensänderungen als auch Anpassungen an bestehenden Abläufen sein.
Vroom-Yetton-Entscheidungsmodell
Konsentverfahren
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